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Cannabis gegen Krebs – Hoffnung oder Hype?

Cannabis gegen Krebs gewinnt in der modernen Onkologie zunehmend an Bedeutung. Neben der symptomlindernden Wirkung untersuchen Wissenschaftler intensiv, ob Cannabinoide als ergänzende oder sogar direkte Behandlungsoption in bestehende Krebstherapien integriert werden können. Krebs stellt weltweit eine der am schwierigsten zu behandelnden Erkrankung dar und bleibt trotz moderner Therapien eine immense Herausforderung für die Medizin [1]. Fortschritte in der Chemotherapie, Strahlentherapie und Immuntherapie haben die Behandlungsergebnisse für viele Krebsarten verbessert, jedoch bleibt das Problem der Resistenzentwicklung ein zentrales Hindernis [2]. Diese Resistenz kann dazu führen, dass Krebszellen nicht mehr auf konventionelle Behandlungen ansprechen, wodurch alternative Therapieansätze verstärkt in den Fokus rücken:

Für wen ist Cannabis bei Krebs geeignet?

Krebsbedingte Schmerzen

Cannabis-basierte Medikamente können ergänzend zu Opioiden helfen, wenn herkömmliche Schmerzmittel unzureichend wirken [19]. Empfohlen als Zusatzoption in der Palliativmedizin und Supportivtherapie Add-on-Therapie Evidenz vorhanden Besonders in der Palliativversorgung anerkannt, wenn Opioide allein nicht ausreichen.

Übelkeit & Erbrechen

Wirksam bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit (CINV), insbesondere wenn Standardmedikamente versagen [20]. Reservemittel bei Versagen gängiger Antiemetika CINV Reservemittel Nachrangige Option bei starker Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Versagen der Standardtherapie.

Kachexie & Appetitlosigkeit

Keine generelle Empfehlung, aber mögliche Option bei fortgeschrittener Erkrankung und Therapieresistenz [21]. Off-Label-Einsatz in Einzelfällen Off-Label Appetitanregend Nur in individuell begründeten Fällen, z. B. bei starkem Gewichtsverlust in der terminalen Phase.

Angst & Schlafstörungen

Nicht standardmäßig empfohlen, aber bei therapieresistenten Beschwerden möglich [22]. Individuelle Symptomlinderung, vorsichtiger Einsatz empfohlen Symptomatisch Sedierend Nur nach ärztlicher Abwägung, z. B. bei Angststörungen oder schwerer Schlaflosigkeit trotz Vortherapie.

Direkte Tumorhemmung

Aktuell keine Empfehlung für den onkologischen Einsatz – präklinische Hinweise reichen nicht für klinische Anwendung [23]. Keine Substitution für Chemo-, Immun- oder Strahlentherapie Nicht empfohlen Forschungslage Anwendung derzeit rein experimentell. Keine klinisch zugelassene Indikation.

Besonders bemerkenswert ist eine israelische Studie aus dem Jahr 2018, in der die Wirkung von medizinischem Cannabis auf 2970 Krebspatienten über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Cannabis eine Vielzahl krebsbedingter Symptome lindern kann. Nach sechs Monaten berichteten 95,9 % der verbleibenden Patienten von einer Verbesserung ihres Zustands, insbesondere in Bezug auf Schmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Cannabis eine sichere und gut verträgliche palliative Behandlungsoption für Krebspatienten darstellen kann [3].

Cannabinoide interagieren mit dem Endocannabinoid-System (ECS) und beeinflussen wichtige Prozesse wie Schmerzempfinden, Entzündungen, Immunantworten und Zellwachstum [5]. Daher wird untersucht, ob neben dem Einsatzgebieten wie Cannabis gegen Schmerzen oder zur Linderung von Übelkeit, Cannabinoide auch direkt gegen Tumore wirken können [4].

Mehrere präklinische Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide das Wachstum von Krebszellen hemmen können. Dies geschieht unter anderem durch die Induktion von Apoptose (programmierter Zelltod) [10], die Hemmung der Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen zur Versorgung des Tumors) [12] und die Verhinderung von Metastasierung [9]. Besonders in Kombination mit klassischen Krebstherapien wie Chemotherapie oder Immuntherapie könnten Cannabinoide eine verstärkte Wirkung entfalten und möglicherweise bestehende Resistenzen aufbrechen [13].

Das Endocannabinoid-System (ECS) und Krebs

Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes regulatorisches Netzwerk, das aus endogenen Cannabinoiden (Endocannabinoiden), Cannabinoid-Rezeptoren (CB1, CB2) und verschiedenen Enzymen zur Synthese und zum Abbau dieser Moleküle besteht. Es spielt eine entscheidende Rolle in der Regulation zahlreicher physiologischer Prozesse wie Schmerzempfinden, Immunantwort, Zellüberleben und Entzündungen [5].

Die wichtigsten Komponenten des ECS sind:

CB1-Rezeptoren: Primär im Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark) lokalisiert, werden sie mit neuroprotektiven Effekten in Verbindung gebracht. Darüber hinaus sind CB1-Rezeptoren auch in peripheren Geweben wie dem Magen-Darm-Trakt und dem endokrinen System nachweisbar [6].

CB2-Rezeptoren: Diese Rezeptoren sind hauptsächlich in Immunzellen und peripheren Geweben exprimiert, wo sie entzündungshemmende und immunmodulierende Funktionen übernehmen [7].

Die beiden wichtigsten körpereigenen Endocannabinoide, Anandamid (AEA) und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG), aktivieren diese Rezeptoren und beeinflussen die breits anfangs erwähnten Prozesse wie Zellproliferation, Apoptose und Angiogenese [8].

ECS-Dysregulation in Krebszellen

Krebszellen zeigen häufig eine veränderte Aktivität des ECS, die das Tumorwachstum entweder begünstigen oder hemmen kann. Mehrere Mechanismen wurden identifiziert:

Hochregulierte CB2-Rezeptoren: In vielen Tumorarten sind CB2-Rezeptoren überexprimiert, was darauf hindeutet, dass sie eine Rolle in der Tumorprogression spielen könnten. Während CB2-Signalwege in einigen Fällen das Tumorwachstum hemmen, könnten sie in anderen Krebsarten proliferative Prozesse fördern [9, 7].

Veränderung der Endocannabinoid-Spiegel: Tumorzellen weisen oft höhere Konzentrationen von Anandamid (AEA) und 2-AG auf, was je nach Krebsart entweder wachstumsfördernd oder wachstumshemmend wirken kann [10].

ECS-gesteuerte Apoptose und Autophagie: Cannabinoide können in Krebszellen Apoptose über ER-Stress (Endoplasmatisches-Retikulum-Stress) und Autophagie-Mechanismen auslösen [11].

Cannabinoid-Signalisierung und Tumorsuppression

Mehrere Studien zeigen, dass Cannabinoide in der Lage sind, Krebszellen gezielt anzugreifen, ohne gesunde Zellen in gleichem Maße zu beeinträchtigen. Die Mechanismen umfassen:

  • Apoptose-Induktion – Cannabinoide können Apoptose in Krebszellen auslösen. Diese Mechanismen sind besonders für aggressive Krebsarten wie Glioblastome und Brustkrebs relevant [10].
  • Hemmung der Angiogenese – CB-Rezeptor-Signalwege verringern die Neubildung von Blutgefäßen, die für das Tumorwachstum notwendig sind, was die Nährstoffversorgung von Tumorzellen reduzieren könnte [12].
  • Beeinflussung der Immunantwort – Cannabinoide interagieren mit Immunzellen und modulieren Entzündungsprozesse, wodurch die körpereigene Krebsabwehr gestärkt werden könnte [13].

Diese Eigenschaften machen das ECS zu einem vielversprechenden Angriffspunkt in der Krebsforschung. Allerdings sind weitere Studien erforderlich, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen ECS, Krebszellen und der Immunantwort vollständig zu verstehen.

Cannabinoide als Krebstherapie

Wirkmechanismen von Cannabinoiden in der Krebstherapie

Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zeigen in präklinischen Studien antitumorale Eigenschaften. Sie wirken über verschiedene Mechanismen auf Krebszellen und die Tumorumgebung:

Apoptose (programmierter Zelltod):

  • Cannabinoide aktivieren apoptotische Signalwege in Tumorzellen über CB1- und CB2-Rezeptoren. Studien zeigen, dass dieser Effekt von der Tumorart abhängt.
  • Dieser Effekt wird unter anderem durch die Interaktion mit CB1- und CB2-Rezeptoren vermittelt [10].

Autophagie-Induktion:

  • Bestimmte Cannabinoide wie THC können Autophagie in Tumorzellen fördern.
  • Dieser Prozess führt zum Abbau von Zellorganellen und schließlich zur Zerstörung der Krebszellen, insbesondere bei Ovarialkarzinomen [11].

Hemmung der Zellproliferation:

  • Studien zeigen, dass Cannabinoide die unkontrollierte Zellteilung hemmen können, insbesondere in aggressiven Tumorformen wie Glioblastomen und multiplen Myelomen [12].

Beeinflussung der Tumormikroumgebung:

  • Cannabinoide wirken entzündungshemmend und können das Tumorwachstum durch Modulation von Immunzellen reduzieren [13].

Diese Mechanismen haben das Interesse an Cannabinoiden als potenzielle Krebstherapie verstärkt, insbesondere als Adjuvans in Kombination mit Standardtherapien wie Chemotherapie und Bestrahlung.

Cannabinoide und Chemotherapie: Synergistische Effekte

Ein besonders vielversprechender Forschungsansatz ist die Kombination von Cannabinoiden mit herkömmlichen Chemotherapeutika. Studien belegen mehrere synergistische Effekte:

Erhöhung der Chemosensitivität:

  • Cannabinoide können Krebszellen empfindlicher gegenüber Chemotherapeutika machen, indem sie Resistenzen abbauen.
  • In präklinischen Modellen zu Ovarialkarzinomen wurde gezeigt, dass Endocannabinoide über ER-Stress-Mechanismen die Chemoresistenz verringern können [11].

Reduktion von Nebenwirkungen:

  • THC und CBD haben antiemetische (Übelkeit reduzierende) und appetitanregende Eigenschaften, was Krebspatienten während der Therapie zugutekommen kann.
  • In klinischen Studien wurde beobachtet, dass Cannabinoide die Lebensqualität von Patienten verbessern, indem sie die Nebenwirkungen der Chemotherapie lindern [14].
  • Darüber hinaus weisen einige Studien daraufhin, dass Cannabis bei Schlafstörungen helfen kann, die durch Schmerzen, Angst oder Stress verursacht werden.

Regulation des oxidativen Stresses:

  • Cannabinoide können übermäßigen oxidativen Stress in gesunden Zellen verringern, während sie gleichzeitig in Tumorzellen prooxidative Mechanismen auslösen.
  • Dies könnte ein Schlüsselmechanismus für ihre krebshemmende Wirkung sein [15].
  • In präklinischen Modellen wurden diese Effekte bereits für verschiedene Krebsarten wie Lungenkrebs und multiple Myelome nachgewiesen [16].

Herausforderungen und offene Fragen in der klinischen Anwendung

Viele Krebspatienten leiden neben den körperlichen Beschwerden auch unter psychischen Belastungen, weshalb die Anwendung von Cannabis gegen Depressionen als ergänzende Therapie für den Krebspatienten in Betracht kommt. Trotz der vielversprechenden Daten gibt es weiterhin offene Fragen hinsichtlich der Wirksamkeit von Cannabinoiden gegenüber Tumoren:

Dosierung und Sicherheit:

  • Eine differenzierte Dosierungsstrategie ist erforderlich, um potenzielle Risiken zu minimieren [17].

Unterschiedliche Tumortypen:

  • Nicht alle Krebsarten sprechen gleichermaßen auf Cannabinoide an.
  • Einige Tumore weisen eine erhöhte CB2-Expression auf, während andere keine relevante Rezeptordichte besitzen.
  • Dies bedeutet, dass Cannabinoide nicht für alle Krebspatienten gleichermaßen wirksam sein könnten [18].

Wechselwirkungen mit bestehenden Therapien:

  • Während einige Studien auf Synergien zwischen Cannabinoiden und Immuntherapien hinweisen, ist noch nicht vollständig geklärt, ob Cannabinoide möglicherweise auch die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren beeinträchtigen könnten.
  • Dies ist ein kritischer Punkt für die zukünftige Forschung.

Als potenzieller Cannabispatient sollten Sie sich daher unbedingt von einem erfahrenen Arzt behandeln lassen, der die Cannabis-Therapie auf Ihre individuellen Bedürfnisse abstimmt

Klinische Studien und aktuelle Forschung

Die wissenschaftliche Untersuchung von Cannabinoiden in der Krebstherapie hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Während zahlreiche präklinische Studien vielversprechende Hinweise auf eine antitumorale Wirkung liefern, sind klinische Studien am Menschen entscheidend, um die Sicherheit, Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen zu bewerten.

Präklinische Evidenz: Mechanismen der Krebsbekämpfung durch Cannabinoide

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Cannabinoide über verschiedene Mechanismen auf Krebszellen einwirken können. Besonders Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) stehen im Fokus der Forschung:

Induktion von Apoptose (programmierter Zelltod): Cannabinoide aktivieren Signalwege, die den kontrollierten Zelltod von Tumorzellen einleiten, ohne dabei gesunde Zellen wesentlich zu schädigen [10].

Autophagie-vermittelte Zelltodprozesse: Studien zeigen, dass insbesondere CBD und synthetische Cannabinoide den Abbau fehlerhafter Zellstrukturen in Tumorzellen verstärken können, was das Wachstum von Krebszellen hemmt [11].

Hemmung der Tumorangiogenese: Cannabinoide reduzieren die Bildung neuer Blutgefäße, die für das Wachstum und die Metastasierung von Tumoren erforderlich sind [12].

Beeinflussung des Tumormikromilieus: Cannabinoide modulieren das Immunsystem und interagieren mit Krebszellen über das Endocannabinoid-System (ECS), wodurch entzündungsfördernde Prozesse reduziert werden [13].

Diese Mechanismen wurden für verschiedene Krebsarten untersucht, darunter Glioblastome, Lungenkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs und multiple Myelome [14].

Klinische Studien zur Anwendung von Cannabinoiden in der Krebstherapie

Trotz der Vielzahl an präklinischen Daten ist die klinische Evidenz für Cannabinoide in der Krebstherapie noch begrenzt. Dennoch gibt es bereits erste randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und Beobachtungsstudien, die auf eine therapeutische Wirksamkeit hinweisen:

Glioblastome: Eine klinische Studie zeigte, dass eine Kombination aus THC und CBD als Zusatztherapie möglicherweise die Überlebensrate von Patienten verbessern kann [15].

Kachexie: In einer klinischen Untersuchung führte die Verabreichung von THC zu einer Verbesserung des Appetits und der Lebensqualität der Patienten [16].

CBD in Kombination mit Chemotherapie: In mehreren Studien wurde CBD in Kombination mit Chemotherapie untersucht. Dabei zeigte sich in einigen Fällen eine synergistische Wirkung, indem die oxidative Stressantwort in Krebszellen verstärkt wurde [18].

Besonders vielversprechend erscheint die Kombination von Cannabinoiden mit etablierten Krebstherapien wie Chemotherapie oder Immuntherapie. Derzeit erschweren Unterschiede in den verwendeten Cannabinoiden, Extrakten und Verabreichungsmethoden eine direkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse.

Klinische Anwendung von Cannabinoiden in der Krebstherapie

Während erste klinische Studien die Wirksamkeit bestimmter Cannabinoide bei der Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und Kachexie belegen, gibt es zunehmende Hinweise darauf, dass Cannabinoide in Kombination mit konventionellen Krebstherapien eine verstärkte antitumorale Wirkung entfalten könnten [16, 18].

Symptomlinderung bei Krebspatienten

Cannabinoide werden bereits in vielen Ländern als palliative Therapie für Krebspatienten eingesetzt. Besonders gut dokumentiert sind ihre Wirkungen in folgenden Bereichen:

Schmerztherapie:

  • Studien zeigen, dass Cannabinoide und Terpene als Ergänzung zu Opioiden die Schmerzlinderung verbessern können.
  • Dies gilt insbesondere für neuropathische Schmerzen, die durch Chemotherapie oder Tumorwachstum entstehen [15].

Übelkeit und Erbrechen (CINV – Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen):

  • Cannabinoide wie THC und Nabilon sind in mehreren Ländern für die Behandlung von CINV zugelassen.
  • Eine Metaanalyse ergab, dass Cannabinoide mindestens ebenso wirksam sind wie etablierte Antiemetika [15].

Appetitsteigerung und Kachexie (krankhafter Gewichtsverlust):

  • THC fördert nachweislich die Nahrungsaufnahme und kann den Gewichtsverlust bei Krebspatienten reduzieren.
  • Eine Studie an Patienten mit fortgeschrittenem Krebs zeigte eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität durch THC [14].

Kombination von Cannabinoiden mit konventioneller Krebstherapie

Die Kombination von Cannabinoiden mit Standardtherapien wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie wird zunehmend erforscht. Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabinoide die Wirksamkeit dieser Behandlungen verbessern und gleichzeitig Nebenwirkungen reduzieren können:

Synergistische Effekte mit Chemotherapie: Cannabinoide können Krebszellen empfindlicher gegenüber Chemotherapeutika machen, indem sie oxidativen Stress verstärken und apoptotische Signalwege aktivieren [14, 18].

Reduktion von Nebenwirkungen: THC und CBD können durch ihre neuroprotektiven Eigenschaften dazu beitragen, Chemotherapie-induzierte Neuropathien und Entzündungen zu lindern [14].

Potenzielle Radiosensibilisierung: Einige Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide die Strahlenempfindlichkeit bestimmter Tumorzellen erhöhen, was möglicherweise eine niedrigere Bestrahlungsdosis bei gleicher Wirkung ermöglicht [13].

Risiken und Nebenwirkungen der Cannabinoid-Therapie bei Krebs

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Herausforderungen und mögliche Nebenwirkungen bei einer Cannabis-Therapie in der Onkologie:

Psychoaktive Effekte:

  • Insbesondere THC kann zeitweise kognitive Beeinträchtigungen, Angst oder paranoide Zustände verursachen.
  • Dies ist besonders für Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen relevant, die bereits unter kognitiven Einschränkungen leiden könnten [12].

Interaktionen mit Krebsmedikamenten:

  • Cannabinoide können die Wirkung bestimmter Zytostatika beeinflussen, indem sie Leberenzyme modulieren, die für den Abbau von Medikamenten verantwortlich sind [11].

Unterschiedliche Reaktionen bei Patienten:

  • Während einige Patienten von Cannabinoiden profitieren, zeigen andere keine signifikanten Effekte oder berichten von verstärkter Müdigkeit und Schwindel [10].

Daher ist eine individuelle Anpassung der Cannabinoid-Therapie an den Patienten entscheidend.

Regulatorische Aspekte und Zukunftsperspektiven

Die rechtliche Lage von Cannabis in der Medizin und Cannabinoid-haltigen Arzneimitteln variiert weltweit stark. Während einige Länder wie Kanada, Deutschland und Israel medizinisches Cannabis zur Behandlung von Krebspatienten zulassen, bleibt es in anderen Regionen streng reguliert oder verboten [14].

Zulassung als Arzneimittel

  • Synthetische Cannabinoide wie Nabilon und Dronabinol sind für spezifische Indikationen zugelassen, insbesondere zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen infolge von Chemotherapie (CINV) [15].
  • Natürliche Cannabisextrakte wurden hingegen häufig nur unter Sondergenehmigungen verschrieben, was den Zugang für Patienten erschwerte [16].

Forschung und klinische Studien

Die regulatorischen Hürden für groß angelegte klinische Studien sind hoch, was die Forschung verlangsamt. Dies erschwert eine schnelle Umsetzung der präklinischen Erkenntnisse in die klinische Praxis [17].

  • Pharmazeutische Unternehmen investieren zunehmend in synthetische Cannabinoide, da sie einfacher standardisierbar und regulierbar sind.
  • Weitere regulatorische Lockerungen könnten klinische Studien beschleunigen, insbesondere für Kombinationstherapien mit Immuntherapeutika.

Offene Fragen

Trotz der vielversprechenden präklinischen Erkenntnisse gibt es weiterhin Unsicherheiten über die direkte antitumorale Wirkung von Cannabinoiden in der Krebsbehandlung. Die aktuelle Forschung zeigt zwar, dass Cannabinoide apoptotische Prozesse in Tumorzellen fördern und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, jedoch fehlt es an umfangreichen klinischen Studien, die diese Effekte beim Menschen eindeutig belegen.

Ein kritischer Punkt ist die mögliche Wechselwirkung mit bestehenden Krebstherapien. Während einige Studien auf synergistische Effekte mit Chemotherapeutika hindeuten, gibt es auch Hinweise darauf, dass Cannabinoide die Wirksamkeit bestimmter Immuntherapien, insbesondere von Checkpoint-Inhibitoren, reduzieren könnten. Dies könnte dazu führen, dass sich die Immunantwort des Körpers gegen Krebszellen abschwächt, anstatt sie zu verstärken.

Zudem zeigen einige Untersuchungen, dass eine CB2-Rezeptor-Aktivierung in bestimmten Tumorarten das Wachstum der Krebszellen sogar fördern könnte. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer personalisierten Herangehensweise bei der Behandlung und einer genauen Evaluation der individuellen Tumorcharakteristika vor einer Therapie mit Cannabinoiden.

Während der Einsatz von medizinisches Cannabis bei PTBS oder als Begleittherapie zur Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit gut dokumentiert ist, bleibt die direkte krebshemmende Wirkung noch unzureichend erforscht. Zukünftige Studien müssen klären, für welche Tumorarten Cannabinoide möglicherweise eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnten – und in welchen Fällen sie potenziell sogar nachteilige Effekte haben [11].

Literatur

[1] Allgemeine Krebsstatistiken & Therapieansätze [1] Global Cancer Statistics 2020, GLOBOCAN (2021). https://acsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.3322/caac.21660

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[3] Bar-Lev Schleider, L., Mechoulam, R., Lederman, V., Hilou, M., Lencovsky, O., Betzalel, O., Shbiro, L., & Novack, V. (2018). Prospective analysis of safety and efficacy of medical cannabis in large unselected population of patients with cancer. European Journal of Internal Medicine, 49, 37–43. https://doi.org/10.1016/j.ejim.2018.01.023

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[7] Pisanti et al. (2017). „Cannabinoid receptor modulation in cancer and its therapeutic implications.“ Frontiers in Pharmacology, 8, 391. https://doi.org/10.3389/fphar.2017.00391

[8] Atalay, Jarocka-Karpowicz & Skrzydlewska (2020). „Cannabidiol-Regulation von Apoptose und Autophagie bei Entzündungen und Krebs: Mechanismen und therapeutisches Potenzial.“ Int J Mol Sci, 21(14), 5125. https://doi.org/10.3390/ijms21145125 3. Präklinische Evidenz & Mechanismen der Tumorhemmung

[9] Blázquez et al. (2008). „Cannabinoids inhibit the invasion of glioma cells by down-regulating matrix metalloproteinase-2 expression.“ Br J Cancer, 98(8), 1348–1355. https://doi.org/10.1038/bjc.2008.109

[10] Velasco, Sánchez & Guzmán (2016). „Anticancer mechanisms of cannabinoids.“ Current Oncology, 23(2), S23-S32. https://doi.org/10.3747/co.23.3080

[11] Maccarrone, M., Dainese, E., & Oddi, S. (2024). Reversion of chemoresistance by endocannabinoid-induced ER stress and autophagy activation in ovarian cancer. International Journal of Molecular Sciences, 25(1), 74. https://doi.org/10.3390/ijms25010074

[12] Solinas et al. (2012). „Cannabidiol inhibits angiogenesis by multiple mechanisms.“ Br J Cancer, 127(4), 1138–1148. https://doi.org/10.1038/s41416-018-0166-5

[13] Moreno et al. (2019). „Can modulation of the endocannabinoid system be a new strategy for cancer treatment?“ Frontiers in Pharmacology, 10, 339. https://doi.org/10.3389/fphar.2019.00339 4. Klinische Studien & Anwendung von Cannabinoiden

[14] Turgeman & Bar-Sela (2019). „Cannabis für Krebs – Illusion oder Spitze des Eisbergs: Eine Überprüfung der Evidenz für die Verwendung von Cannabis und synthetischen Cannabinoiden in der Onkologie.“ Expert Opinion on Investigational Drugs, 28(3), 285–296. https://doi.org/10.1080/13543784.2019.1561859

[15] Ward et al. (2021). „Cannabinoide und durch Chemotherapie induzierte Nebenwirkungen: Eine Übersicht.“ J Natl Cancer Inst Monogr, 2021(58), 78–85. https://doi.org/10.1093/jncimonographs/lgab007

[16] Haustein (2015). „Einfluss von Cannabinoiden auf die Tumorimmunüberwachung: Rolle von ICAM-1.“ Dissertation, Universität Rostock. https://rosdok.uni-rostock.de/file/rosdok_disshab_0000001319/rosdok_derivate_0000023877/Dissertation_Haustein_2015.pdf

[17] Klein & Cabral (2020). „Cannabinoid-basierte Modulation des Immunsystems und ihre Implikationen für die Krebstherapie.“ Frontiers in Immunology, 11, 1145. https://doi.org/10.3389/fimmu.2020.01145

[18] Medizinische Hochschule Hannover (2022). „Einfluss von Cannabinoiden auf Zellproliferation und Apoptose unter verschiedenen Bedingungen.“ https://edocs.tib.eu/files/e01fb23/1853055417.pdf

[19] Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen Patient:innen, Version 2.01, Kapitel 5.4 – Einsatz von Cannabinoiden bei tumorbedingten Schmerzen.

[20] Ebenda, Kapitel 5.3.1 – Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV).

[21] Leitlinie Palliativmedizin (Version 2.2), Kapitel 5.8 – Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Kachexie.

[22 ] Leitlinie Palliativmedizin, Kapitel 5.6 – Schlafstörungen, Angst, Unruhe: Optionen unter Berücksichtigung von Cannabinoiden.

[23] LL Supportive Therapie, Kapitel 5.5 – Cannabinoide: Aktuell keine Empfehlung zur Tumorbehandlung aufgrund fehlender klinischer Evidenz.