- Cannabis bei Schmerzen: Überblick der Anwendung
- Chronische Schmerzen – Eine komplexe Herausforderung
- Cannabis als Hoffnungsträger
- Studienlage: Was sagt die Wissenschaft?
- Vorteile für Patient:innen mit chronischen Schmerzen
- Cannabinoide in der Schmerztherapie
- Herausforderungen und Abwägungen
- Aktuelle Empfehlungen für den Einsatz von Cannabis als Schmerzmittel
- Der Weg zu mehr Lebensqualität?
- FAQ: Cannabis bei Schmerzen
- Literatur
Cannabis gegen Schmerzen bietet eine vielversprechende Alternative für die Behandlung chronischer Schmerzen, die zu den häufigsten und belastendsten gesundheitlichen Beschwerden gehören und das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinträchtigen.
Trotz moderner medizinischer Fortschritte stoßen viele herkömmliche Therapien bei der Schmerzbewältigung an ihre Grenzen. Für Betroffene bleibt oft die Suche nach Alternativen, um die Lebensqualität zu verbessern. In diesem Kontext hat Cannabis in der Medizin in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit erhalten – sowohl in der Forschung als auch bei Patient:innen, die nach wirksamen Lösungen suchen.
Cannabis bei Schmerzen: Überblick der Anwendung
Anwendungsbereiche
Chronische Schmerzen, Nervenchmerzen, Fibromyalgie, postoperative Neuralgie[4][6][9].
Produktwahl
- THC-dominant: Nervenschmerzen, Schlafprobleme[6]
- CBD-dominant: Entzündung, Angstkomponente[10]
- 1:1 THC/CBD: Fibromyalgie, Mischformen[4]
Applikationsformen
Inhalativ für akute Effekte, oral für konstante Wirkung. Topisch bei lokal begrenztem Schmerz[12].
Wichtige Terpene
- α-Pinen: antinozizeptiv, entzündungshemmend[21]
- Nerolidol: schmerzlindernd, entspannend[22]
- Eucalyptol: muskelrelaxierend, analgetisch[23]
- Terpinolen: entzündungshemmend, leicht sedierend[24]
Risiken
THC kann in hohen Dosen sedierend oder psychogen wirken. Individuelle Dosierung & Kontrolle wichtig[6][10].
Studienlage
Zahlreiche Studien belegen Wirksamkeit bei neuropathischen & chronischen Schmerzen – auch als Opioid-Ersatz[6][9][20].
Chronische Schmerzen – Eine komplexe Herausforderung
Chronische Schmerzen können verschiedene Ursachen haben und reichen von neuropathischen Schmerzen, die durch Nervenschäden entstehen, bis hin zu muskuloskelettalen Beschwerden wie Fibromyalgie. Patient:innen leiden nicht nur unter der Schmerzintensität, sondern auch unter Begleitsymptomen wie Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen, die den Alltag zusätzlich erschweren. Klassische Schmerzmittel wie Opioide oder Antidepressiva helfen nicht immer oder sind mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden, die den Alltag ebenfalls beeinträchtigen können.
In solchen Fällen kann eine ergänzende Therapie mit medizinischem Cannabis sinnvoll sein – nicht nur zur Schmerzlinderung, sondern auch zur Verbesserung der psychischen Begleitsymptomatik. Besonders bei therapieresistenten Depressionen zeigt sich zunehmendes Interesse an der Anwendung von Cannabis gegen Depressionen, da bestimmte Cannabinoide stimmungsstabilisierend wirken und das Endocannabinoid-System gezielt modulieren können.
Cannabis als Hoffnungsträger
Cannabis und Cannabinoide, die Wirkstoffe der Pflanze, haben sich als potenzielle Alternative in der Schmerztherapie etabliert. Insbesondere bei chronischen neuropathischen Schmerzen gilt die Wirksamkeit als gut belegt. Eine 2023 veröffentlichte systematische Übersicht im Journal of Pain Research (McParland et al. 2023) zeigte, dass Cannabinoide die tägliche Schmerzintensität signifikant reduzieren und gleichzeitig die Schlafqualität verbessern können [1]. Darüber hinaus stellt Cannabis gegen Migräne oftmals eine vielversprechende Behandlungsoption für Betroffene dar. Für Patient:innen bedeutet die gleichzeitige Verbesserung der Schlafqualität nicht nur weniger Schmerzen, sondern auch mehr Energie und Lebensfreude im Alltag.
Studienlage: Was sagt die Wissenschaft?
Die wissenschaftliche Forschung hat sich intensiv mit der Rolle von Cannabinoiden in der Schmerzbehandlung auseinandergesetzt. Eine umfassende Metaanalyse in JAMA (Whiting et al. 2015) fand moderate Evidenz für die Wirksamkeit cannabisbasierter Medikamente bei chronischen Schmerzen [2]. Auch der Bericht der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (2017) bestätigte diese Ergebnisse und hob hervor, dass Cannabis bei Erwachsenen mit chronischen Schmerzen helfen kann [3].
Eine weitere wichtige Metaanalyse in Pain Physician (Aviram und Samuelly-Leichtag 2017) untersuchte 42 Studien und fand, dass insbesondere die Inhalation cannabisbasierter Medikamente eine stärkere schmerzlindernde Wirkung zeigte als die orale Einnahme [4]. Dies bietet Patient:innen die Möglichkeit, die Anwendung auf ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen.
Vorteile für Patient:innen mit chronischen Schmerzen
Für Patient:innen mit chronischen Schmerzen, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen, bieten cannabisbasierte Medikamente mehrere Vorteile:
Individuelle Anpassung der Behandlung
Die Möglichkeit, verschiedene Formen von Cannabis zu nutzen – sei es als inhalierte Blüten, orale Tropfen oder oromukosale Sprays wie Nabiximols – ermöglicht es Patient:innen, die für sie passende Methode zu wählen. Studien in der Cochrane Database of Systematic Reviews (Bell et al. 2023) zeigen ebenfalls, dass die Inhalation eine schnellere Linderung der Schmerzen bewirken kann, während orale Präparate länger anhaltende Effekte bieten [5].
Reduktion von Begleitsymptomen
Neben der direkten Schmerzlinderung haben Cannabinoide positive Auswirkungen auf häufige Begleiterscheinungen chronischer Schmerzen. So kann Cannabis bei Schlafstörungen helfen, Angstzustände und Appetitlosigkeit reduzieren, was die Lebensqualität vieler Patient:innen erheblich steigert (Bell et al. 2023).
Verringerung des Opioidbedarfs
Für viele Patient:innen ist die Einnahme starker Schmerzmittel wie Opioide mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden, darunter Sedierung, Abhängigkeit und Atemdepression. Eine Studie im Journal of Pain and Symptom Management (Zylla et al. 2021) zeigte, dass Cannabis dazu beitragen kann, den Bedarf an Opioiden zu reduzieren, ohne die analgetische Wirkung zu beeinträchtigen [6].
Cannabinoide in der Schmerztherapie
Das folgende Diagramm zeigt die geschätzte Wirkstärke von THC und CBD bei verschiedenen Mechanismen der Schmerzverarbeitung – basierend auf Studien und systematischen Übersichtsarbeiten [1–7]. Das Zusammenspiel beider Cannabinoide eröffnet vielversprechende therapeutische Optionen – insbesondere bei chronischen, entzündlichen oder neuropathischen Schmerzen.
Wirkungsprofil von THC und CBD bei Schmerzmechanismen
Die zur Erstellung des Diagrammes verwendete Übersichtsarbeit in Frontiers in Pharmacology (Vučković et al. 2018) hebt zudem hervor, dass Cannabinoide auf vielfältige Weise zur Schmerzreduktion beitragen [7]. Neben der klassischen Aktivierung der Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2, die zum Endocannabinoid-System gehören, spielen auch andere Zielstrukturen eine zentrale Rolle. Dazu zählen:
TRPV1-Rezeptoren
Diese werden durch Cannabinoide moduliert, was zu einer Desensibilisierung von Schmerzsignalen führt. Dies ist besonders bei neuropathischen Schmerzen von Bedeutung.
Entzündungshemmende Effekte
Cannabinoide reduzieren die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen, was entzündungsbedingte Schmerzen lindert. Studien zeigen, dass dies auch zur Heilung von Gewebeschäden beitragen kann (Vučković et al. 2018).
Opioid- und Serotoninrezeptoren
Cannabinoide interagieren mit diesen Rezeptoren, was synergistische Effekte in der Schmerzhemmung erzeugen kann. Da viele Krebspatient:innen unter chronischen Schmerzen leiden, könnte der Einsatz von Cannabis gegen Krebs eine vielversprechende Ergänzung zur herkömmlichen Schmerztherapie darstellen – insbesondere für Patient:innen, die auf Opioide nicht ausreichend ansprechen oder deren Nebenwirkungen reduzieren möchten.
Cannabis im Alltag der Patient:innen mit Nervenschmerzen
Die Übersichtsarbeit zeigt außerdem, dass Cannabinoide besonders bei schwer behandelbaren Schmerzen wie neuropathischen, entzündlichen und onkologischen Schmerzen wirksam sind. Die Autoren betonen, dass die individuelle Anpassung der Dosis und der Verabreichungsmethode entscheidend ist, um Nebenwirkungen zu minimieren und die therapeutische Wirkung zu maximieren.
Ein zentraler Punkt ist die Wirksamkeit von Cannabinoiden bei chronischen Schmerzen, die oft durch eine Kombination von Entzündung, Nervenschädigung und zentraler Sensibilisierung entstehen. Cannabinoide können durch ihre multimodalen Mechanismen alle diese Schmerzkomponenten gleichzeitig adressieren.
Ein Patient:innen mit neuropathischen Schmerzen berichtete während der Behandlung: „Seit Jahren litt ich unter einem ständigen Brennen in den Füßen und Beinen. Einen brennenden und anhaltenden Schmerz, den keine Therapie langfristig lindern konnte. Mit Cannabisblüten zum Inhalieren erlebe ich zum ersten Mal Erleichterung und kann nachts endlich besser schlafen.“
Dieser Erfahrungsbericht wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. So zeigte die Metaanalyse von McParland et al. (2023), dass Patient:innen mit Nervenschmerzen signifikant von cannabisbasierten Medikamenten profitieren. Besonders Nabiximols, ein Präparat mit einer Mischung aus THC und CBD, hat sich als wirksam erwiesen und ist in mehreren Ländern, darunter Kanada, offiziell zugelassen.
Eine präklinische Studie von Maayah et al. konnte zudem aufzeigen, dass Full-Spectrum-Cannabisextrakte bei neuropathischen Schmerzen deutlich wirksamer waren als isoliertes THC oder CBD – vermutlich durch synergetische Effekte im Entourage-Kontext [16].
Alternative Applikationswege für Cannabinoide bei neuropathischen Schmerzen
Die Forschung zu Cannabinoiden hat sich traditionell auf orale oder inhalative Verabreichungsformen konzentriert. Eine systematische Übersichtsarbeit (Quintero et al., 2022) untersucht jedoch die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabinoiden, die auf andere Weise verabreicht werden, wie etwa transdermal (über die Haut) oder lokal [8]. Diese alternativen Verabreichungswege könnten entscheidende Vorteile bieten, indem sie systemische Nebenwirkungen reduzieren und gleichzeitig eine effektive Schmerzlinderung ermöglichen.
Aus der Übersichtsarbeit geht hervor, dass die lokale Anwendung von CBD-Öl signifikante Verbesserungen bei neuropathischen Schmerzen bewirkte. Patient:innen mit diabetischer peripherer Neuropathie und anderen Formen chronischer Schmerzen berichteten über eine Verringerung intensiver, scharfer und kalter Schmerzempfindungen. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial transdermaler Applikationen, die gezielt auf die betroffenen Stellen wirken können, ohne die systemischen Nebenwirkungen, die oft mit oralen oder inhalativen Cannabinoiden einhergehen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alternative Verabreichungswege nicht nur eine effektive Schmerzreduktion ermöglichen, sondern auch besser verträglich sein könnten. Dies ist besonders für Patient:innen mit neuropathischen Schmerzen relevant, die häufig von herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht ausreichend profitieren. Die Autoren der Übersichtsarbeit fordern jedoch weitere klinische Studien, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit dieser Ansätze zu validieren.
Anwendung bei Rückenschmerzen
Rückenschmerzen gehören weltweit zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden und sind ein zentraler Grund für Arbeitsausfälle und eingeschränkte Lebensqualität. Die übliche Behandlung basiert oft auf Schmerzmitteln, einschließlich Opioiden, die jedoch erhebliche Nebenwirkungen und ein hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen.
Eine systematische Übersichtsarbeit im Global Spine Journal (2022) zeigte, dass Cannabis eine vielversprechende Alternative in der Behandlung von Rückenschmerzen darstellen könnte. In der Übersichtsarbeit wurden vier hochwertige Studien mit insgesamt 110 Patient:innen analysiert. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass cannabisbasierte Medikamente sowohl bei chronischen nicht-operativen Rückenschmerzen als auch bei Schmerzen nach Rückenmarksverletzungen wirksam sind. Dabei zeigte Cannabis im Vergleich zu Placebo eine signifikante Schmerzreduktion [9].
Besonders bemerkenswert ist, dass in den untersuchten Studien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Cannabis gemeldet wurden. Lediglich leichte und vorübergehende Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Mundtrockenheit wurden berichtet. Die Autoren betonten jedoch, dass langfristige Studien erforderlich sind, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Cannabis bei Rückenschmerzen besser zu verstehen. Cannabis könnte insbesondere als Ergänzung zu bestehenden Schmerztherapien dienen und den Bedarf an Opioiden reduzieren.
Schmerzlinderung bei Fibromyalgie
In dokumentierten Fallverläufen bei Fibromyalgie-Patient:innen führte eine standardisierte Cannabistherapie (u. a. mit OG Kush) zu einer Reduktion des Schmerz-NRS von 9 auf 2 sowie zu einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität – bei gleichzeitiger Reduktion anderer Medikamente [18].
Herausforderungen und Abwägungen
Obwohl die Wirkung von Cannabis bei chronischen Schmerzen gut dokumentiert ist, gibt es auch Herausforderungen:
- Nebenwirkungen: Kurzfristige Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Mundtrockenheit können auftreten, sind aber meist mild und vorübergehend. Langfristige Effekte, insbesondere bei regelmäßigem Gebrauch, erfordern weitere Forschung (Häuser et al. 2018).
- Regulatorische Hürden: In Deutschland sind cannabisbasierte Medikamente nur unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen, und die Kostenübernahme durch Krankenkassen erfolgt oft nach strengen Prüfungen.
- Individuelle Wirksamkeit: Nicht jeder Patient:innen reagiert gleich auf Cannabinoide und Terpene. Eine engmaschige Betreuung durch erfahrene Schmerztherapeuten ist entscheidend, um die optimale Dosierung und Darreichungsform zu finden.
Aktuelle Empfehlungen für den Einsatz von Cannabis als Schmerzmittel
Die Anwendung cannabisbasierter Medikamente wird von verschiedenen medizinischen Organisationen unterstützt, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirksam sind. Die European Pain Federation (EFIC) empfiehlt den Einsatz von Cannabinoiden als „Third-Line-Therapie“ bei chronischen neuropathischen Schmerzen und rät, die Behandlung durch Experten in ein multimodales Therapiekonzept einzubetten (Häuser et al. 2018, European Journal of Pain) [10].
Für Patient:innen mit anderen chronischen Schmerzen, wie Fibromyalgie oder nicht-tumorbedingten Schmerzen, sehen Leitlinien der European Pain Federation (EFIC) ebenfalls eine mögliche Rolle für Cannabis, insbesondere wenn herkömmliche Schmerzmittel versagen (Jeddi et al. 2024) [11]. Bei Tumorschmerzen hingegen ist die Datenlage weniger eindeutig, obwohl eine mögliche Reduktion des Opioidbedarfs durch Cannabinoide von Vorteil sein kann (Zylla et al. 2021).
Besonders hervorzuheben ist außerdem das Terpen Myrcen, das neben seiner sedierenden Wirkung auch eine schmerzlindernde Komponente über die Aktivierung von α2-Adrenozeptoren entfaltet – ein Mechanismus, der die Bedeutung terpener Zusammensetzung unterstreicht [19].
Der Weg zu mehr Lebensqualität?
Cannabis ist keine Wunderwaffe gegen Schmerzen, doch für viele Patient:innen, deren Lebensqualität durch chronische Schmerzen stark beeinträchtigt ist, stellt es eine wichtige Behandlungsoption dar. Die Wirksamkeit bei neuropathischen Schmerzen ist gut belegt, und auch bei anderen Schmerzarten bieten Cannabinoide Potenzial, sowohl zur direkten Schmerzlinderung als auch zur Verbesserung der Schlafqualität und psychischen Belastung.
Die Behandlung mit cannabisbasierten Medikamenten sollte jedoch stets gut überwacht und individuell angepasst werden. Sie bietet die Chance, Opioide und andere Medikamente zu reduzieren und deren Nebenwirkungen zu minimieren. Gleichzeitig eröffnet die Forschung weiterhin neue Perspektiven, um die therapeutischen Möglichkeiten von Cannabis noch besser zu verstehen und gezielt einzusetzen.
Für Patient:innen mit chronischen Schmerzen bleibt Cannabis ein Hoffnungsschimmer – eine Option, die den Alltag erträglicher machen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgeben kann.
FAQ: Cannabis bei Schmerzen
Eine randomisierte kontrollierte Studie (Xu et al., 2020) konnte zeigen, dass topische CBD-Gele Schmerzen bei peripherer Neuropathie signifikant lindern[12].
• Art des Schmerzes (z. B. neuropathisch vs. entzündlich)
• Behandlungsziel (z. B. akute Schmerzlinderung vs. Schlafverbesserung)
• Verträglichkeit
Allgemein gilt:
THC-reiche Sorten: häufig bei neuropathischen Schmerzen und Schlafproblemen
CBD-reiche Sorten: bei entzündlichen Schmerzen oder Angstzuständen
Kombinationen (z. B. THC/CBD im Verhältnis 1:1): bei gemischter Symptomatik oder für empfindliche Patient:innen
Produkte mit einem THC/CBD im Verhältnis 1:1 zeigen insbesondere gute Evidenz bei neuropathischen Schmerzen[4].
Wissenschaftlich belegt ist der Einsatz z. B. bei Schmerzen nach Rückenoperationen. Eine systematische Übersichtsarbeit im Global Spine Journal (2022) belegt die Wirksamkeit von Cannabis gegen Rückenschmerzen, auch bei Patient:innen nach Operation[9].
1. Schwerwiegende Erkrankung: etwa chronische Schmerzen, die die Lebensqualität deutlich einschränken.
2. Fehlende oder ungeeignete Therapiealternativen: Es muss begründet werden, warum etablierte Behandlungen nicht ausreichend wirksam, nicht zumutbar oder kontraindiziert sind.
3. Aussicht auf Besserung: Es muss eine nicht ganz entfernte Aussicht auf Besserung durch den Therapieversuch mit Cannabis bestehen[13][14].
Seit 2024 konkretisieren die MDK-Leitlinien diese Punkte deutlich: Der Begriff „schwerwiegende Erkrankung“ umfasst u. a. chronisch verlaufende Schmerzsyndrome, die die Teilhabe am Berufs-, Familien- oder Sozialleben spürbar einschränken. Auch die Bewertung der Therapieresistenz wurde vereinfacht – es genügt die nachvollziehbare ärztliche Einschätzung, dass Standardverfahren nicht angemessen sind[15].
Literatur
- McParland, J. M., Brown, D., Wetterskog, D., & Kloog, Y. (2023). Cannabinoids for neuropathic pain: A systematic review and meta-analysis. Journal of Pain Research, 16, 123–137. ↩︎
- Whiting, P. F., Wolff, R. F., Deshpande, S., Di Nisio, M., Duffy, S., Hernandez, A. V., Keurentjes, J. C., Lang, S., Misso, K., Ryder, S., Schmidlkofer, S., Westwood, M., Kleijnen, J. (2015). Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA, 313, 2456–2473. DOI: 10.1001/jama.2015.6358. ↩︎
- National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. (2017). The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids: The Current State of Evidence and Recommendations for Research. National Academies Press. DOI: 10.17226/24625. ↩︎
- Aviram, J., & Samuelly-Leichtag, G. (2017). Efficacy of cannabis-based medicines for chronic pain management: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Pain Physician, 20, E755–E796. ↩︎
- Bell, R. F., Eccleston, C., Kalso, E., & Moore, R. A. (2023). Cannabis-based medicines for chronic pain in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, CD012683. ↩︎
- Zylla, D. M., Steele, G., Eklund, J., & Mettner, J. (2021). Cannabis use in patients with chronic pain: Effect on opioid dose reduction. Journal of Pain and Symptom Management, 61(5), 875–883. ↩︎
- Vučković, S., Srebro, D., Vujović, K. S., Vučetić, Č., & Prostran, M. (2018). Cannabinoids and Pain: New Insights from Old Molecules. Frontiers in Pharmacology, 9, 1259. DOI: 10.3389/fphar.2018.01259. ↩︎
- Quintero, J.-M., Pulido, G., Giraldo, L.-F., Leon, M.-X., Diaz, L.-E., & Bustos, R.-H. (2022). A Systematic Review on Cannabinoids for Neuropathic Pain Administered by Routes Other than Oral or Inhalation. Plants, 11, 1357. DOI: 10.3390/plants11101357. ↩︎
- Price, R. L., Charlot, K. V., Frieler, S., Dettori, J. R., Oskouian, R., & Chapman, J. R. (2022). The efficacy of cannabis in reducing back pain: A systematic review. Global Spine Journal, 12(2), 343–352. DOI: 10.1177/21925682211065411. ↩︎
- Häuser, W., Petzke, F., & Fitzcharles, M.-A. (2018). Cannabinoids in the management of chronic pain: An update of the evidence. European Journal of Pain, 22, 455–470. ↩︎
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